Ole Lukkoye

Emerging from the notorious Pushkinskaya 10 Art center in the mid 80's with their brand of shamanistic Trance Rock, Ole Lukkoye were different when it was dangerous to be so. Deep Rivers of beautiful oriental songs pushed by the Russian spirit to embrace the infinite. Listen, Siberia is calling.

OLE LUKKOYE LP/CD Toomze auf Lollipop Shop, VÖ: 11/96

Der interessierte Musikfreund verfolgt die lebendige Entwicklung der osteuropäischen Szenen schon seit einiger Zeit. Ob Prag, Budapest oder St. Petersburg - in den kreativen Zentren dieser Städte werden Akzente gesetzt, die weit über die Landesgrenzen hinaus reichen.
Ole Lukkoye aus St. Petersburg schlagen auf eine ganz besondere Weise eine Brücke von Ost nach West. Ihre Reisen in die entlegensten Winkel Sibiriens, und das Zusammentreffen mit dort beheimateten Musikern führte irgendwann zu einer Verschmelzung mit auch uns vertrauten Einflüssen (ganz grob etwa: Eno + Japan, Trance + 70er Progressiverock = Pschychedelia für die 90's) Musik und bewußtseinsverändernde Substanzen sind für die schamanistischen Rituale und Praktiken Südsibiriens von besonderer Bedeutung. Diese Erkenntnis hat nach Angaben der Gruppe besondere Auswirkungen auf die Vorgehens-weise und Arbeit von Ole Lukkoye ...
Seit drei Jahren tragen Ole Lukkoye nun diese Musik erfolgreich gen Westen. Es gab Festivals und Tourneen in Norwegen, Finnland und Deutschland und natürlich in St. Petersburg und Moskau. 1996 werden Konzerte in Holland, Belgien, Deutschland und Ungarn folgen. Die zunächst fremd anmutenden Musik überraschte das Publikum in St. Petersburg und im Westen gleichermaßen - hier und dort hinterließ die Gruppe enthusiastische und mit einem geheimnisvollen Virus (med.: Paralonen) infizierte Zuhörer.
Seit ihrem Bestehen werden Ole Lukkoye unterstützt von dem Künstlerhaus PUSHKINSKAYA 10 und der dort ansässigen FREE-CULTURE-FOUNDATION, die wohl engagiertesten Aktivisten im Kampf um eine freie, unabhängige Kultur in einem Land , das wie kaum ein anderes von finanziellen Nöten regiert wird.

Text zu Ole Lukkoye, 2001

Trance ist ein Schlüsselwort, wenn es um die Beschreibung der Musik von Ole Lukkoye aus dem russischen St. Petersburg geht. Hiermit ist allerdings keine Spielart des Dance Bereichs gemeint, - wiewohl sich gezeigt hat, dass gerade in diesem Feld Freunde und Fans gefunden wurden, - als vielmehr eine Haltung und Vorgehensweise bei der eigenwilligen Zusammenführung gegensätzlicher musikalischer und kultureller Zutaten/Einflüsse.

Das Universum der Gruppe ist groß und vielschichtig: Ole Lukkoye ist in der Andersen’chen Märchenwelt eine Art Sandmann, der den Kindern und natürlich auch nur den braven am abend die Milch versüßt und ihnen somit die Pforten der Traumwelt öffnet. Ole Lukkoyes Geschichten, also die Träume seiner Schützlinge, waren und sind im nördlichen Teil des Europäischen Russlands erstaunlich populär. Hiermit ist allerdings nicht nur eine skandinavisch / "baltic" Identität proklamiert; ebenso verweist der Bandname auf ein Pop-Kultur Phänomen aus sozialistischen Zeiten, nämlich die weitverbreiteten Hörspielschallplatten mit eben diesen Geschichten.

Und damit wären gerade mal zwei Momente in diesem Universum benannt, daneben wären vielleicht noch die russischen Märchenfilme aus den 40er Jahren zu nennen, mit ihren offensichtlichen psychedelische Inhalten, die gelegentlich in die Videoprojektionen - ein fester Bestandteil des Live-Konzepts - bei Konzerten eingeblendet werden. Oder eben die Anspielungen und Versatzstücke schamanistischer und archaischer Kulturen, aus den Weiten des post-sowjetischen Imperiums, mit denen Ole Lukkoye auf Tourneen und Exkursionen in Kontakt gekommen sind...

Ole Lukkoyes Musik löst reihenweise Assoziationen an oben Beschriebenes aus: tribal percussions, die orientalischen Stimmung des Fargotts und anderer wood winds von Alxender Frolow oder Boris Bardash spröder Gesang in der Art shamanistischer Kehlkopftechnik. Ähnlich wie bei den französichen Folk-Avantargardisten Magma, handelt es sich bei den Lyrics oft um keine besonders verbreitete Sprache.

Petersburg als Russlands Tor zum Westen, ermöglichte früher als anderswo in der UDSSR auch die Rezeption westlischer Popmusik (z.B. durch finnisches Radio und TV). Auch hier sind die von der Band benannten Vorbilder bemerkenswert, wenn etwa New Wave Helden wie Japan genannt werden. Und wie aus jüngster Geschichte bekannt, haben sich ja die Herren Eno und Czukai in Petersburg für einige Zeit aufgehalten...

Die Geschichte der Gruppe geht zurück auf die goldene Zeiten des sowjetischen Music Undergrounds Mitte bis Ende der 80er Jahre, als Andrey Lavrinenko und Boris Bardash in verschieden "progressiven" Rockensembles durch das Sowjetimperium zogen. Erfolgreichstes Projekt war die Art-Rock/Improvisations Formation Rainy Season. Kurz vor dem kommerziellen durchbruch der Gruppe stiegen Bardash und Lavrinenko aus um ohne Kompromisse ihr eigenes Projekt zu starten: Ole Lukkoye.

Bereits 1993 wurde ihr Debüt Zapara - ein inzwischen gesuchtes Stück Vinyl - als LP beim Antrop Label veröffentlicht. Gefolgt von Toomze 1996 beim deutschen Lollipop Shop Label. Danach, 1997, dann im Eigenverlag Do Do Do - Remedy For a Dwarf.

Nach endlosen Touren durch Mitteleuropa in den vergangenen Jahren endlich der Lohn der Mühen: im Juli 1999 spielen die Petersburger Ole Lukkoye auf dem Mitteldeutschen Herzberg Festival und sorgen für eine Sensation.

Es ist Sonntag 11 Uhr ante meridiam, der letzte Tag des Festivals, als die Musiker die Bühne betreten. Was keiner fassen kann, innerhalb von Minuten kriechen die Überlebenden aus ihren Zelten und pilgern im Halbschlaf zur Hauptbühne, um sich der groovenden Trance-Messe der Pop-Schamanen um Boris Bardash hinzugeben... heute ist Sonntag, falls das für irgendwen noch von Bedeutung ist...

Als die Show vorbei ist, flimmert ein großes Fragezeichen über dem Platz, OLE...- wer??? Die wenigen CDs der Gruppe sind eine halbe Stunde nach dem Auftritt vergriffen und prompt wird den Jungs ein Plattenvertrag angeboten.

Pragmatisch gingen die begeisterten Festivalbesucher vor, als es darum ging Ole Lukkoyes psychedelische Mischung aus New Wave/Art Rock, World Beats und shamanistischem Trance in Worte zu fassen: das Wort vom russichen Krautrock machte die Runde.

Und ausgerechnet H.J Irmler von der Kraut/Noise-Legende Faust signalisiert Interesse an einer Zusammenarbeit. Der Einladung ins Studio - bei Irmler ausdrücklich ein zusätzlicher kreativer Part, wie jedes aufzunehmende Instrument - folgen die Russen im Januar 2000.

Dort entstehen dann in Kooperation mit Irmler die Aufnahmen zum vierten Album von Ole Lukkoye.

Neben Bardash (nein, nicht Gesang, schamanistisches Medium!, Keyboards, Programming und Gitarre) lieferten Lavrinienko (Bass und Percussion), der akademisch ausgebildete Alexander Frol am Fagott (verantwortlich ist für den orientalische Flair) und zum ersten mal auch die Sängerin Tanja das Material der Tracks des neuen Albums.

Die mystisch-psychedelischen Song- & Soundvisionen der Russen haben durch Irmlers Produktion eine gewisse Dramatik, Schärfe und Differenziertheit bekommen; und weniger als bei den Vorgängeralben stehen die pathetischen sentimentalen Momente eher im Hintergrund.

Und eben obengenanntes Festival wird im Juli 2000 der Ort sein, an dem Ole Lukkoye sich und Chrystal CrowBar präsentieren und wie immer wird es wieder etwas ganz anderes sein, als erwartet.





Ole Lukkoye Dream of the Wind (LSCD 003), 10 Tracks, 60 min

Diese CD ist ab sofort erhältlich beim Lollipop Shop für 10 € incl. Porto und Verpackung!

Neben 5 Studioalben und 2 Live-CDs, ist Dream of the Wind die achte Veröffentlichung der russischen Ole Lukkoye. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1989-91, also noch aus Sowjetzeiten, und bilden das Missing Link zwischen Rainy Season und Ole Lukkoye's Debut Zapara aus dem Jahre 1993. Rainy Season (russisch: Seson Dashden oder Sezon Dozhdei) waren ein Progressive-Art-Rock Ensemble und Teil des Kreativitätsbooms der alternativen Leningrader Musikszene. Dort waren der Nukleus von Ole Lukkoye, Boris Bardash und Andrey Lavrinenko seit Mitte der 80er Jahre aktiv. 1989 verliessen beide Rainy Season um Ole Lukkoye zu gründen. Zu Rainy Season gehörte jedoch der Perkussionist Alexei Petrov, der bei einigen Aufnahmen des Dream of the Wind-Albums zu hören ist. Neben Bardashs dunklem Gesang bei zwei Stücken des Albums finden sich weitere zwei Stücke mit weiblichen Gesang (Natalia), der gelegentlich an die frühen Aufnahmen von Inna Zhelannaya' Alliance erinnert. Konstituierend für die 10 Titel ist einerseits Lavrinenkos Bassspiel und anderseits Bardashs analoge Keybords. Neben elektrischer Gitarre, Percussions ist besonders der Einsatz von Blassinstrumenten (Sax, Trompete) und Cello hervorzuheben. Schon das Instrumentarium legt nahe, dass dies ein Art-Rock Album ist, bei dem jedoch weniger das "Akademische" als vielmehr das "Atmosphärische" bzw. das "Improvisatorische" im Vordergrund stehen.

Einen Eindruck vom Schaffen des Licht- und Videokünstlers Vadim Kouzenkovs bietet der Multimedia Track zu dem Titel Ikar's Flight von 1990, der auf der CD enthalten ist. Kouvenkov ist festes Mitglied bei Ole Lukkoye und ist für die visuellen Effekte während der Konzerte zuständig.

Das Konzept des Albums stammt vom langjährigen Freund der Gruppe Yuri Elik, der auch für die Auswahl der Live-Tracks für die beiden in Russland veröffentlichten Live-Alben zuständig war. Elik sammelte und restaurierte liebevoll diese alten Aufnahmen und präsentierte sie als CDR dem Bandleader Bardash zum Geburtstag von einer Veröffentlichung war damals noch nicht die Rede. Bardash musste noch einige Jahre älter werden bis Dream of the Wind im Sommer 2003 offiziell veröffentlicht werden konnte.

Neben Ole Lukkoyes zweitem Album Toomze von 1996 (die erste westliche Veröffentlichung der Gruppe) ist Dream of the Wind die zweite Veröffentlichung von Ole Lukkoye auf dem Lollipoppe Shoppe Label.



Ole Lukkoye Dream of the Wind (LSCD 003), 10 Tracks, 60 min

'Dream of The Wind' is the eighth release of the Russian band Ole Lukkoye. The recordings on this album date back to the years 1989-91, and are the missing link between their former band Rainy Season, and Ole Lukkoye's highly acclaimed debut album 'Zapara' from 1993.
Rainy Season was a progressive art-rock ensemble and part of the then booming alternative music circuit in Saint Petersburg (then called Leningrad). Bardash and Lavrinenko were members of the group during the mid-80's and left Rainy Season to form Ole Lukkoye in 1989. Percussionist Alexei Petrov, who participated in some recordings of 'The Dream Of The Wind' album, was also an important member of Rainy Seasons. As well as Bardash's deep, haunting singing on two tracks, the album also features a female voice on two tracks which is reminiscent of Inna Zhelannaya's early band 'Alliance'. Lavrinenko's bass playing and Bardash's 80's analog keyboards are the main driving force on the 10 tracks, which also include electric guitar, percussion, an interesting use of wind instruments (sax, trumpet) and cello. Indeed, the instrumentation already suggests an art-rock album, however the stress lies more on the atmospheric and improvisational than on the academic.
Finally, the multimedia track featured on the CD - the 1990 video clip of Ikar's Flight - will for the first time outside of the live context, allow fans to gain an impression of the work of long-term band member and video and light artist Vadim Kouzenkovs, who produces spectacular light-shows for their live concerts. The idea for the album was conceived by the long term friend and supporter of the group, Yuri Elik, who also produced and selected the tracks for Ole Lukkoye's 2 live albums. Elik and Kouzenkov collected and carefully restored old analog recordings and transferred them to CDR, which they gave to band leader Boris Bardash as a birthday present 4 years ago. Besides Ole Lukkoye's second album 'Toomze' (their first western release from 1996), 'Dream of the Wind' is the bands' second release with the Berlin Lollipoppe Shoppe label.